Bradbury, Ray by Vom Staub kehrst du zurueck

Autor:Vom Staub kehrst du zurueck
Format: epub
veröffentlicht: 2015-07-28T16:00:00+00:00

KAPITEL DREIZEHN

NOSTRUM PARACELSIUS CROOK

»Sagt mir nicht, wer ich bin. Ich will es nicht wissen.«

Die Worte verklangen in der Stille der großen Scheune hinter dem unglaublich großen Haus.

Nostrum Paracelsius Crook sprach sie. Er war als erster von dreien angekommen und drohte nun, nie wieder zu gehen, wodurch alle, die sich in der Abenddämmerung einige Tage nach der Heimkehr hier versammelt hatten, gebeugten Rückens und schweren Herzens gingen.

Nostrum P. C, wie er genannt wurde, hatte einen krummen Rücken und eine ähnliche Entstellung mitten über dem Mund. Darüber hinaus hatte ein Auge die Neigung, halb geschlossen oder halb offen zu sein, je nachdem, wie man ihn ansah, und das Auge hinter diesem Lid war lupenreiner feuriger Kristall und schielte unentwegt.

»Oder, mit anderen Worten …« Nostrum P. C. machte eine Pause und sagte dann:

»Sagt mir nicht, was ich tun muß. Ich will es nicht wissen.«

Verwirrtes Tuscheln ertönte unter den Mitgliedern der Familie, die sich in der luftigen Scheune versammelt hatten.

Ein Drittel ihrer Schar war am Himmel zurückgeflogen oder geflattert oder im Wolfstrab an Flußbetten entlang nach Norden und Süden und Osten und Westen geschlichen, doch mindestens sechzig Vettern, Onkel, Großväter und seltsame Besucher blieben zurück. Weil –

»Warum sage ich das alles?« fuhr Nostrum P. C. fort.

Ja, warum? Rund fünf Dutzend sonderbare Gesichter beugten sich vor.

»Die Kriege in Europa haben den Himmel verwüstet, die Wolken zerrissen, die Winde vergiftet. Selbst die West-Ost-Ströme des Firmaments stinken nach Schwefel und Rauch. In den Bäumen Chinas, so heißt es, singen nach den jüngsten Kriegen keine Vögel mehr. So sind die Weisen des Orients gestrandet, wo die Bäume verlassen sind. Nun droht Europa dasselbe. Unsere Schattenvettern schafften es vor nicht allzu langer Zeit zum Kanal und nach England, wo sie überleben könnten. Doch das sind nur Vermutungen. Wenn die letzten Burgen Englands verfallen sind und die Menschen das abstreifen, was sie Aberglauben nennen, könnte die Gesundheit unserer Vettern leiden und es durchaus sein, daß sie schmelzend ins Erdreich fließen.«

Alle stöhnten. Ein leises Wimmern wühlte die gesamte Familie auf.

»Die Meisten von euch«, fuhr der alte Mann fort,

»mögen bleiben. Ihr seid hier willkommen. Es gibt Pferche und Kuppeln und Erker und Pfirsichbäume im Überfluß, also laßt euch nieder. Doch es sind unglückliche Umstände. Darum habe ich gesagt, was ich gesagt habe.«

»Sagt mir nicht, was ich zu tun habe«, rezitierte Timothy.

»Ich will es nicht wissen«, flüsterten die fünf Dutzend Mitglieder der Familie.

»Aber jetzt«, sagte Nostrum P. C, »müssen wir es wissen. Ihr müßt es wissen. Über die Jahrhunderte hinweg

gaben wir uns keinen Namen, kein Etikett, das Selbst bedeutete, das die Gesamtheit von … von uns ausgedrückt hätte. Laßt uns beginnen.«

Doch bevor jemand beginnen konnte, herrschte eine große Stille an der Eingangstür des Hauses, eine Stille, wie sie vom Hallen eines gewaltigen Klopfens herrühren mochte, das nie stattfand. Es war, als hätte ein enormer Mund mit weingeblähten Wangen gegen die Tür geatmet und sie erschauern lassen, um alles halb Sichtbare anzukündigen, das da und doch nicht da war.

Der garstige Passagier war mit allen Antworten eingetroffen.

Niemand konnte sich je vorstellen oder ausmalen, wie der

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